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Internatsberatung der AVIB gemn.e.V.

Burgblick 3    35327 Ulrichstein/Hessen    Tel.: 06645-918789

SPORTINTERNATE IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

 

Was versteht man unter einem Sportinternat?

Als Sportinternate bezeichnet man nicht einfach Internatseinrichtungen, an denen viel Sport getrieben wird und zu denen jeder Zugang hat, der sich  für Sport allgemein oder bestimmte Sportarten begeistert. Erst recht handelt es sich bei Sportinternaten nicht um therapeutische Einrichtungen für solche SchülerInnen, die über den Sport wieder für das Lernen motiviert bzw. sozial angepasst werden sollen, oder für hyperaktive Kinder, deren gesteigerten Bewegungsdrang man durch Sportangebote aufzufangen hofft.

Sportinternate dienen in aller Regel der Förderung junger Leistungs- sportlerInnen und sind zumeist Teil eines Verbundsystems, in dem Schulbehörden und Schulen einerseits sowie Sportfachverbände und örtliche Sportvereine andererseits eng zusammenarbeiten.

Sie  bestehen in den alten Bundesländern überwiegend an vorhandenen Sportzentren, z.B. Olympiastützpunkten, Bundes- oder Landesstütz-punkten für eine oder mehrere Sportarten – oder, wie  in den neuen Bundesländern noch weitgehend üblich - an staatlichen Schulen mit angeschlossenen Wohnheimen. Zunehmend werden Sportinternate auch als separate Schülerheime von Sportverbänden/-vereinen selbst unterhalten oder sind Einrichtungen privater Träger (z.B. private Internatsschulen oder Schülerheime) mit einem oder mehreren sportlichen Schwerpunkten.

Das Training einschließlich der sportfachlichen und sportbezogenen außerschulischen Betreuung liegt in der Zuständigkeit der Sportfachverbände oder Sportvereine und findet im Regelfall an den Sportzentren statt, der Schulunterricht an den örtlichen öffentlichen Schulen und die individuelle Versorgung und Förderung (Wohnen, Verpflegung, Hausaufgabenbetreuung, Nachhilfe usw.) in den  Internatsräumen.

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der sportlichen Förderung liegt in einer möglichst engen Verzahnung und Kooperation zwischen Sportleistungszentren, Schulen und Internat.  

Man unterscheidet im wesentlichen zwei  Kooperationsmodelle:

„Sportbetonte Schule“ nennt man alle Verbundsysteme, in denen die kooperierenden Lehranstalten spezielle Sportklassen oder Sportzüge einrichten. Wo solche speziellen Angebote nicht bestehen, bezeichnet man die kooperationsbereiten Bildungsstätten als „Partnerschulen des Leistungssports“.

Schulen mit optimierten Trainingsbedingungen (moderne Anlagen, räumliche Konzentration von Schule und Trainingsstätten, Anstellung besonders geschulter TrainerInnen/LehrerInnen) und einer engen Abstimmung zwischen schulischen Anforderungen und Trainings- erfordernissen (Ganztagsbetreuung, Flexibilität bei Freistellungen für Lehrgänge und Wettkämpfe, Integration von Trainingszeiten in den Vormittagsunterricht, Rücksichtnahme bei der Terminierung von Klassenarbeiten und Prüfungen, Entzerrung der schulischen Anforderungen durch Schulzeitverlängerung usw.) kann das Prädikat „Eliteschule des (Leistungs)-Sports“ verliehen werden.

In Internaten für junge LeistungssportlerInnen bestehen in aller Regel strenge Aufnahme- und Verbleibkriterien, denen Kinder und Jugendliche mit sozialen Anpassungsstörungen ("Erziehungsschwierige") kaum genügen können.  Zu den  Aufnahmekriterien für Sportinternate zählen

  • sportliche Eignung,
  • sportmedizinische Unbedenklichkeit sowie
  • Eignung für den betreffenden Bildungsgang (Gymnasium, Realschule usw.)
  • mindestens mittlere bis gute schulische Leistungen.

Die sportliche Eignung ist durch Teilnahme am Vereinssport bzw. Leistungssport, Vereins- oder Trainerempfehlung, durch bereits bestehende  Kaderzugehörigkeit oder durch eine Aufnahmeprüfung (Sichtungstraining) nachzuweisen, die sportmedizinische Unbedenk- lichkeit durch eine sportärztliche Untersuchung und die schulische Eignung durch Vorlage der entsprechenden Zeugnisse bzw. durch eine Aufnahmeprüfungen für die angestrebte Schulform.

Als Verbleibkriterien gelten in der Regel gute sportliche und hinreichende schulische Leistungen, aber auch ein  angemessenes Sozialverhalten bzw. die sog. "charakterliche Eignung".

Nicht so streng sind die Zugangsvoraussetzungen in der Regel für Sportinternate in privater Trägerschaft. Hier finden auch SchülerInnen Aufnahme, die eine bestimmte Sportart zwar intensiv betreiben wollen, sich aber nicht als Spitzensportler qualifizieren können bzw. den Schwerpunkt nicht im Bereich des Spitzensports setzen wollen.

Dank öffentlicher Subventionen und zusätzlicher Fördermittel (Sporthilfe usw.) sind Internate für Leistungssportler ausgesprochen preiswert. Sie kosten im Durchschnitt etwa 200,00  Euro, maximal etwa 400,00 Euro monatlich. Wer sein Kind auf ein solches Sportinternat schickt, muss allerdings wissen, dass die sportlichen und schulischen Erfordernisse absoluten Vorrang genießen. Familiäre Bedürfnisse, z.B. das  Zusammensein mit dem Kind am Wochenende oder in den Ferien, müssen sich dem unterordnen. So sind die SchülerInnen eines Sportinternats in der unterrichtsfreien Zeit häufig auf Wettkämpfen oder Lehrgängen bzw. müssen (auch in den Ferien!) versäumten Schulstoff nachholen.

Die Sportinternate privater Träger nehmen auf individuelle Bedürfnisse eher Rücksicht, können allerdings auch zwischen 1000,- und 2500,- Euro pro Monat  kosten. Sie bieten dafür oft familienfreundlichere Bedingungen (z.B. regelmäßige Wochenendheimfahrten  zu den Eltern) an und sind hinsichtlich ihrer sportlichen Anforderungen zumeist weit weniger rigide. Sie führen aber hierdurch nicht unbedingt zu sportlichen Höchstleistungen.

An den oben beschriebenen Kooperationsmaßnahmen zwischen Sport- verbänden und Schulen nehmen bundesweit 522 Leistungsstützpunkte (darunter 193 Bundes- und 329 Landesstützpunkte) sowie sämtliche Olympiastützpunkte teil. Einbezogen sind ferner 235 Schulen aller Schulformen sowie 46 Voll- und 53 Teilinternate.

Typische Probleme von Sportinternaten

(In der Menü-Leiste links finden Sie eine Reihe von Berichten, die auf typische Probleme von Sportinternaten ausführlicher eingehen.)

Die Ausrichtung an den Erfordernissen des Leistungssports stellt keine Garantie dafür dar, dass es in Sportinternaten automatisch disziplinierter oder geordneter zugeht als in "normalen" Einrichtungen. Vor allem in den von Sportvereinen getragenen Instituten kam und kommt es immer wieder zu Fehleinschätzungen der  Eigendynamik, die das Zusammenleben von Jugendlichen in der Entwicklungszeit (Pubertät) entfaltet, insbesondere des damit zusammenhängenden Betreuungsbedarfs (= Personalaufwand, Personalkosten!). Hierbei spielt auch die z.T. nicht langfristig gesicherte Finanzierung von Internatsprojekten eine gewisse Rolle, weil die Neigung besteht, Schwankungen in der Budgetierung (z.B. Ausbleiben von Sponsorengeldern) durch Einsparungen bei den Personalkosten auszugleichen (siehe hierzu das Beispiel des Sportinternats in Ludwigsburg).

Nach der Wiedervereinigung traten im Rahmen des Versuchs, die fast paramilitärische Organisationform der Kinder- und Jugendsportschulen (KJS) der Ex-DDR mit der westdeutschen Sportförderung zu verschmelzen, erhebliche Schwierigkeiten auf. Insbesondere die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit, aus dem DDR-Erbe stammende Groß-Internate jetzt kostendeckend zu betreiben, führten zu einer erheblichen Nivellierung des Leistungsniveaus und einem Ausbleiben der sportlichen Erfolge. Zudem wurden Sportinternate zunehmend als therapeutische Einrichtungen zweckentfremdet, da viele Eltern glaubten (und immer noch glauben!), dass die Verhaltens- und Lernprobleme ihrer Kinder durch leistungssportliche Herausforderungen bzw. die Disziplinforderungen eines Sportinternats zu beheben seien. Selbst in Therapeutenkreisen verbreitete sich die laienhafte Erwartungshaltung, dass Sportinternate z.B. ADHS-Kindern ein adäquates Umfeld für den Erwerb fehlender Sozialkompetenz bieten könnten.

Die Verbindung von öffentlichen Aufgaben und privatwirtschaftlichen Interessen begünstigt Korruption und Wirtschaftskriminalität auch im Bereich der Sportinternate (Abhängigkeit von Sponsoren, intransparente Formen der Subventionierung und Vergabepraxis bei Baumaßnahmen oder Bewirtschaftungsverträgen usw.).

Nach gründlicher organisationstheoretischer Evaluation der be- stehenden Probleme fand man zumindest in den Eliteschulen des Sports zu einer wesentlich strengeren Schülerauswahl zurück  und entwickelte völlig neue Organisationsformen des Internatsbetriebs: Abkehr vom Modell der "Privatschule" bzw. internen Beschulung, Leben in kleinsten Wohneinheiten mit sozialpädagogischem Profil, schulbegleitende Inten- sivbetreuung usw. (siehe Beispiel). Hierdurch wurde praktisch ein neuer, hoch effektiver Internatstyp geschaffen, der allerdings nur durch erheblichen Zufluss von Fördergeldern so realisiert werden kann, dass das Einkommen der Eltern sich nicht als soziales Selektionskriterium auswirkt.

Bei allen positiven Impulsen, die von den boomenden Sportinternaten ausgehen, ist vor Illusionen zu warnen. Auch dort findet man keine "heile Welt"! So besteht die Gefahr eines gewissen pädagogischen Dillettantismus gerade unter nicht entsprechend ausgebildeten und erfahrenen Sportfunktionären bzw. -politikern.  Durch menschliche Unzulänglichkeit, fehlende staatliche Heimaufsicht oder unsichere Finanzierung kann es zu erheblichen Schwierigkeiten kommen (siehe unter Menüpunkt "Probleme IV"!). Und schließlich kann man auch bei den Sportinternaten feststellen: Oft hält die Wirklichkeit nicht, was leichtfertig versprochen wird, um Talente anzulocken. Zudem werden die Härten des Aufstiegs in die Leistungsspitze von Eltern und Kindern häufig unterschätzt (siehe der Blog: Wie wird man Fußballprofi!).


Alltag im Sportinternat (Beispiele):

Viermal pro Woche klingelt der Wecker um 5:20 Uhr

Kündigungsklauseln gibt es auch, beispielsweise bei schweren Verletzungen

Um 22:00 Uhr ist das Licht aus!

Leben und Training im Sportinternat

Zu Besuch im Internat bei Jonathan und Justin

Für den Sport geben sie ihr normales Leben auf (Handballinternat Großwallstadt)

(zu den Downloads klick auf den Titel) 

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